GORGUTS „Colored Sands“ – ein Death-Metal-Konzeptalbum

Gorguts Band
Zufällig (mal wieder) bin ich auf das Album einer mir eigentlich bekannten Death-Metal-Band gestoßen: Colored Sands von GORGUTS. E p i c ! Mir war bis dato nicht bekannt, dass die Jungs immer noch bzw. wieder am Start sind und dann noch mit so einem großartigen Album.

Fast 12 Jahre sind seit dem letzten Release From Wisdom to Hate in 2001 vergangen. Colored Sands ist als fünfter Longplayer der Band im August 2013 released worden. Das ist also mittlerweile auch wieder über ein Jahr her. Recherchiert man im Internet, ist in diversen Plattenkritiken (wie z.B. bei Musikreviews.de  oder metal.de) und Shop-Bewertungen von „Mein Album 2013“ und Ähnlichem zu lesen – meiner Meinung nach völlig zurecht.

Musikalisch legt GORGUTS viel Wert auf ausgefeilte, sehr abwechslungsreiche Gitarrenarbeit, durchzogen von atmosphärischen Passagen und treibenden, groovigen bis aggressiven Parts. Die Songstrukturen sind im Vergleich zu „klassischen“ Death-Metal-Alben eher unkonventionell. Und irgendwie kommen mir dabei King Crimson in den Sinn, die sich in „Death Metal“ vielleicht so anhören könnten.

Die im Death-Metal-Genre nicht unbedingt übliche Songlänge zwischen knappen fünf bis neun (!) Minuten sowie das liebevolle Detail, dass es neben dem Album-Cover zu jedem einzelnen Song eine eigene Illustration gibt, machten mich neugierig. Schnell stellte ich in der etwas genaueren Auseinandersetzung mit den einzelnen Songs fest: Hoppla, hier scheint es so etwas wie ein durchdachtes Albumkonzept zu geben. Ein paar Plattenkritiken und Blogs später wurde dieser Endruck bestätigt:

Der Albumtitel Colored Sands ist eine Anspielung auf mit farbigem Sand gemalte Mandalas tibetanischer Mönche, aus der heraus sich ein Konzeptalbum zur tibetanischen Kultur, Geschichte und Landschaft entwickelt hat. Hörte sich für mich zunächst völlig bescheuert an. Dabei plante Front-Mann Luc Lemay zunächst tatsächlich, das gesamte Konzept auf das Thema Sand-Mandalas aufzubauen, stellte dann aber sehr schnell fest, wie unerwartet komplex das Thema ist (via Loudwire).

Der Opener Le Toit Du Monde im Sinne von „das Dach der Welt“ bringt den Hörer gleich an den Ort des Geschehens, nämlich nach Tibet.

Inhaltlich interessant finde ich besonders den Hintergrund zum zweiten Song Ocean of Wisdoms, der sich um die Suche nach dem 14. Dalai Lama dreht. Traditionell meditieren tibetanische Mönche dazu an einem bestimmten verlassenen See in den Bergen, den sie den See der Visionen nennen. Die Mönche im Song suchen an der Leiche des verstorbenen Dalai Lama nach Zeichen, die auf den neuen reinkarnierten Nachfolger weisen. Die Seele des Dalai Lama bleibt also erhalten und reinkarniert in einem neuen jüngerem Körper.

Das orchestral anmutende, von einem Streichquintett gespielte Stück The Battle of Chamdo als Nummer fünf auf dem Album war zunächst meine einzige Kritik. So was gehört doch an den Anfang oder noch besser ans Ende eines Albums, dachte ich. Doch die konzeptionelle Idee dieses wortwörtlichen Breaks von Lemay überzeugt in ihrer Begründung, denn das Stück soll an die chinesische Invasion Tibets 1950 und damit an die bis heute wahrnehmbare geschichtliche Zäsur des Landes erinnern:

The orchestral piece is very important on the record because it divides the concept in two because the first four songs are about the beauty of the philosophy and the landscape and the beauty of those people’s culture and everything which is very positive and then you get the orchestral piece which illustrates the Chinese invasion of 1950…So that’s why the opening rhythm is a very military, very war-like rhythm, you know? And then that’s where the misery strikes Tibet in this music.

(Luc Lemay im Interview auf Loudwire)

Der Begriff „Chinese” selbst fällt nicht ein einziges Mal im Songtext. Die Herleitung zur Identität der Invasoren bleibt letztlich dem Hörer überlassen.

Colored Sands hat nun schon einige Runden in meinen Gehörgängen durch und ich werde nicht satt, es mir noch einmal und noch einmal anzuhören. Ich denke, die Komplexität und die unkonventionellen zum Teil disharmonischen Songstrukturen verlangen sogar wiederholtes Anhören und Entdecken. Großartig.

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Via Loudwire und Metal Music Blog
Das komplette Album im Sreaming auf der Band-Website: Colored Sands

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